Der Graue

Es dämmerte schon, ich war unterwegs
zu mir, wie so oft mit den Jahren.
Da sah ich ihn schemend am Feldesrand
stehen, wir witterten beide Gefahren.

Ich blieb wo ich war, er schaute
herüber mit bernsteinfunkelndem Blick.
Dann duldete er, dass wir Nähe
uns gaben, ich ging auf ihn zu –
nur ein Stück.

Wir ließen uns nieder, ich hörte
ihn reden – von Eltern von Heimat und Hatz.
Ein Leben zu finden mit Gefährten wie früher
in Freiheit hier wäre sein Schatz.

Er lebte mit ander’n, er übte
mit Jungen die Jagd – gab ihnen Schneid.
Als Bauern und Züchter gewohnt an ihn
waren und Jäger nicht platzten vor Neid.

In Zeiten als Menschen die Grenze noch
kannten – er – Nahrung suchte und fand.
Normal war, dass Wölfe in Wäldern hier
lebten, weit fort von Auge und Hand.

Da erhob er sich langsam – er müsse nun
weiter – kein Ende der Suche in Sicht.
Mich fröstelt auf einmal – die Ruhe gibt
nach – die Lider erahnen das Licht.

© Copyright Text Wolfgang Weiland

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