Nachfrühstücksgedanken

Er sitzt an gewohntem Nachfrühstücksplatz, Notizbuch auf einem Laptopkissen auf dem Schoß, Füllfederhalter in der Hand, warmen Restkaffee neben sich auf dem Beistelltisch. Was Anna wohl gerade macht? Ist lange her, dass er von ihr gehört oder gelesen hat. 10 Minuten, um seine Gedanken zu ordnen, ein Gefühl für Papier und Füller zu bekommen, niederzuschreiben, was ihn umtreibt. Ein Ritual inzwischen. Liebgeworden. Wichtig, wenn auch häufig nicht in große Texte mündend. Die Sonne, inzwischen im Herbstmodus, wärmt angenehm, moderat den noch kühlen Morgen, verschont später mit der Hitze, die sie auch im Stande ist zu geben. Die Stadt ist erwacht. Bald schon wird es ein anderes Erwachen sein, draußen, während er drinnen im Sessel sitzen sich langsam in den Tag tragen lässt. Ein Wald-, Hügel-, gar Bergeerwachen wird es sein, auch Morgen- menschen in Häusern, ja, doch bei weitem nicht in so großer Zahl. Mehr Ruhe, vielleicht Stille. Was wird fehlen dort. Die Sehnsucht wird dort wohl schon warten. Er wird sich Zeit nehmen, ihr von dort aus entgegen gehen. Sich nach dem letzten, lauen Schluck Kaffee aus seinem Vorfensterschaukelsessel erheben, die nötigsten Dinge in seinen, noch neuen, bisher nicht gebrauchten großen Wanderrucksack geben und los. Schauen was dort hinter neuen Bergen ist. Mag sein. Sie wartet da. Die Sehnsucht. Anna?

© Copyright Text Wolfgang Weiland

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